Als wir die Streikenden im Abschiebelager in Deggendorf besuchen, treffen wir zunächst auf eine schwer erkrankte Mutter, welche nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hat. Statt einer adäquaten medizinischen Versorgung hat sie einen Negativ-Bescheid bekommen. Ebenso erzählen zahlreiche andere Personen von verweigerten Operationen. Dabei wurde die Notwendigkeit ärztlich attestiert, das Amt lehnt die Behandlungen dennoch ab. Ein Beweisdokument findet sich anonymisiert weiter unten.
Für Viele dort ein weiteres Problem: Der Zugang zu Bildung. Jedes Kind, das sich länger als drei Monate in Deutschland aufhält ist schulpflichtig. Schulpflicht bedeutet jedoch nicht nur die Pflicht in eine öffentliche Bildungseinrichtung zu gehen, sonder auch das Recht dazu. Dieses Recht wird den Kindern und Jugendlichen im Abschiebelager Deggendorf verwehrt. Im Alter von 6 bis 20 Jahren dürfen sie lediglich einen Deutschkurs besuchen. Erwachsene können nicht mal das: Sie haben weder die Möglichkeit, Deutsch zu lernen, noch dürfen sie arbeiten.
Jede Möglichkeit zur Selbstversorgung wird den Bewohner*innen entzogen. Herdplatten und Kühlschränke sind verboten. Gleichzeitig ist es untersagt, Essen aus der Kantine für Kinder, die auch zwischendurch Hunger haben, mitzunehmen. Dreimal täglich öffnet sie ihre Türen für kurze Zeit. Außerhalb dieser Zeiten ist es Müttern nicht einmal gestattet, Milch zu erhitzen.
Ebenso wie es Essen nur zu eingeschränkten Uhrzeiten gibt, wird auch der Strom aus den Steckdosen nur zu bestimmten Tageszeiten am Wochenende angestellt.
Der Eingang zum Lager ist durch Drehkreuz und Zaun abgeriegelt und wird von einem Sicherheitsdienst überwacht.
Die medizinische Versorgung, der verwehrte Schulbesuch, die Überwachung und entzogene Selbstständigkeit – alle Umstände in dem Abschiebelager sollen den Bewohner*innen klar machen, dass sie nicht erwünscht sind. Und tatsächlich sind Abschiebungen und die Angst davor allgegenwärtig. Uns wird berichtet, dass die Polizei zweimal die Woche kommt und Menschen mitnimmt!
“We are fed up” – we, too!