Urteil des Donauwörth-Prozesses

Das Gericht entschied, die Strafbefehle der zwei Gambischen Geflüchteten wegen angeblichem Landfriedensbruch (…) zu bestätigen und hat sie zu achtzig und neunzig Tagessätzen à 10 Euro verurteilt. In ihrer Urteilsbegründung bezeichnete die Richterin Asylsuchende als “Gäste”, die sich dementsprechend zu benehmen hätten. (…) Den Angeklagten konnte kein konkreter Tatbeitrag nachgewiesen werden. Der Richterin genügte die bloße Anwesenheit der beiden am Ort des Geschehens zur Verwirklichung eines Landfriedensbruchs. Selbst die Anwesenheit konnte durch die Zeug*innenaussagen nicht zweifelsfrei geklärt werden. Die deutlichen Widersprüche und Lücken in den Aussagen der Security-Mitarbeiter*innen, der Malteser und der Polizeibeamten wurden vom Gericht schlicht ignoriert. Stattdessen wurden sie wiederholt zu ihrem subjektiven Empfinden über eine mögliche Bedrohung durch die Bewohner gefragt.

Auszüge aus der Pressemitteilung. Quelle:
http://cultureofdeportation.org/…/urteil-des-amtsgerichts-…/

 

 

 

Kundgebung vor dem Amts
gericht Augsburg am Tag des Prozesses gegen die zwei Angeklag
ten, 07.11.18

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solidarität aus #Berlin

32 Demands For 32 Detainees | 32 Forderungen für 32 Festgenommene

Respect our existence or expect resistance!

Repektiert unser Leben oder rechnet mit Widerstand!

 

Solidarity from| Solidarität aus : #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Right to stay for all!

Bleiberecht für alle!                                                                                  

 

Solidarity from| Solidarität aus:    #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Before WE can talk about integration, stop racism!

Bevor WIR über Intergration sprechen können, stoppt Rassismus!

Solidarity from #Munich, Bavarian State Ministry of the Interior and for Integration 

Solidarität aus #München, Baye-rischen Staats- ministeriumdes Inneren und für Intergration

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

End the racist questioning!

Hört auf, rassistische Fragen zu stellen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Racist harassment – never again!

Rassistische Schikane – nie wieder!

 

 

Solidarity from| Solidarität aus : #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entschädigung für die Betroffenen von Polizeibrutalität!

Compensation for the victims of police brutality!

 

Solidarity from| Solidarität aus : #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Safe passage for all!

Sichere Fluchtwege für alle!

Soli-darität aus #München

Soli- darity from #Munich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Non-Citizen lives matter!

 

 

 

 

 

 

 

 

Racism kills!

Rassismus tötet!

 

Solidarity from| Soli-darität aus : #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Down with in/visible fences in and beyond the EU!

Nieder mit den un/sichtbaren Zäunen in und außerhalb der EU!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Right to return for all deported refugees !

Rückkehrrecht für alle abgeschobenen Geflüchteten!

 

 

 

 

 

Solida rity from| Solida rität aus: #Banjul in Gambia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Change your perception – champion a change!

Verändert eure Wahrnehmung – Kämpft für Veränderung!

 

Solidari tät von| Solidari ty from #vvn-BdA 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Resist deportations!

Widerstand gegen Abschiebungen!

Schluss mit der Kriminalisierung von Geflüchteten – solidarischer Gerichtsbesuch, 27.03, Bamberg

[ >> english]

Wieder werden Menschen fernab der Öffentlichkeit in isolierten Lagern kriminalisiert. Diesesmal mittels der konstruierten Anklage der gefährlichen Körperverletzung, obwohl Misshandlungen seitens der Securities des bamberger Abschieblagers (AEO) vorliegen. Dies gilt es zu druchbrechen! Daher rufen wir auf zum solidarischen Besuch der Gerichtsverhandlung am 27.3.2018 am Amtsgericht Bamberg.

Continue reading “Schluss mit der Kriminalisierung von Geflüchteten – solidarischer Gerichtsbesuch, 27.03, Bamberg”

From the perspective of the residents

[>> deutsch]

Below, you see a medical certificate and a video statement concerning the events of the 14th of March 2018 in Donauwörth. To protect the identity of those concerned, the voices are distorted and the faces are covered.

Anamnesis:

The patient originates from Gambia and is residing in asylum seeker housing. For reasons unknown to him, police suddenly appeared there, while he was merely wanting to leave the building. During the police procedure, he says the police suddenly drew out pepper spray which they sprayed in his eyes, causing him to feel faint and hindering his breathing. The patient is visibly intimidated and is shaking all over.

Diagnosis:

Hyperventilation after police procedure using pepper spray

Stinging eyes and throat after use of pepper spray

Dizziness eases gradually

Therapies:

The patient was innitially intimidated and hyperventilating but without any pathology. The dizziness, as well as the stinging in throat and eyes ceased of its own accord. The patient was discharged to your care in improved condition.

Versuch der Zerschlagung der Proteste in Donauwörth

[>> english]

Am frühen Morgen des 14. März 2018 wurde in der Erstaufnahmeeinrichtung (EA) in Donauwörth erfolgreich eine Abschiebung verhindert. Anschließend wurde am Nachmittag ein großer Polizeieinsatz durchgeführt. 29 Menschen wurden inhaftiert und über Nacht in Gewahrsam gehalten. Ein Mensch befindet sich in U-Haft. Mehrere, nach aktuellem Informationsstand, in Abschiebehaft. Eine Person ist seit einer Stunde frei und berichtet von ihrer erkennungsdienstlichen Behandlung (Fingerabdrücke, DNA-Entnahme, Photographien) sowie dem Transfer in ein anderes, für sie neues Lager. Die Anklage lautet Landfriedensbruch. Ein Vorwurf, der zur Kriminalisierung von Protesten dient sowie Zwangs-Transfers, die den Zweck der Zerschlagung der 500-Personen-starken Proteste in der EA Donauwörth haben.

Selbige Strategie der Inhaftierung wurde auch im Sommer 2017 verwendet, als Bewohner des Lagers in Memmingen gegen die Zustände im Lager sowie die rassistischen Securities rebellierten. 4 Menschen wurden wegen u.a. Landfriedensbruch inhaftiert, 2 sitzen noch immer.

Innenminister Herrmann bezieht Stellung zu der verhinderten Abschiebung in Donauwörth. Er fordert eine schnelle Abschiebung. Hierbei werden die Proteste zu Gewaltausschreitungen umgedichtet. Tatsächlich zeigten die Bewohner*innen der EA Zivilcourage, indem sie durch ihre Präsenz die Abschiebung ihres Freundes verhindern konnten. Hierbei wurden sie mit Hunden bedroht, mit Pfefferspray besprüht und erlitten andere körperliche Gewalt seitens der passiv und aktiv bewaffneten Bereitschaftspolizei. Da es kein Fehlverhalten seitens der geflüchteten Aktivist*innen gab, konstruierte nun die Staatsgewalt den Vorwurf des Landfriedensbruches.

Video: Police at EA, 14.03

Video: Festnahme

Mehr Hintergrundinformationen: hier

Demo in Bamberg on 17/01/2018

[English below!]

Rote Bänder als Zeichen für die stattfindende Gewalt

Menschen aus dem Abschiebelager Bamberg riefen alle geflüchteten sowie solidarischen Menschen und Organisationen auf, sich mit ihnen auf der Straße gegen das Abschiebesystem auszusprechen. Aktivist*innen aus anderen Abschiebelagern und aus den verschiedensten antirassistischen Gruppen und selbstorganisierten Initiativen schlossen sich lautstark dem Protest an. International Women Space, Internationales Frauencafe, Refugee Struggle For Freedom, Deggendorf Immigrants und viele viele mehr machten gemeinsam die Konsequenzen des Abschiebe- und Lagersystems in verschiedenen Reden sichtbar.

Im Rahmen der Abschlusskundgebung vor dem Bamberger Rathaus, warteten die Protestierenden solange, bis sich der Oberbürgermeister zeigte. Er wurde mit den verheerenden Zuständen konfrontiert. Vor seinen Augen brach eine der Rednerinnen, mit ihrem Kind im Arm, während ihrer Ausführungen zusammen. Ein Krankenwagen musste gerufen werden. Das Kollabieren der Rednerin, ein Zeichen von massivem Stress, ließ den OB dennoch mehr oder weniger unbeeindruckt. Schließlich versprach er nichts weiter als die leere Phrase, dass er mit dem sogenannten Bundesamt für Migration und Flüchtlinge binnen 1 Woche reden werde. Charmanterweise wurde noch ein Stadtbus (vgl. letztes Bild) bestellt, der die Protestierenden schnell wieder ins Lager abseits der Öffentlichkeit verfrachten sollte. Zurück im Abschiebelager geht die Unterdrückung weiter. Repression bis ins kleinste Detaille; Allen – auch den Kindern – werden die Trillerpfeifen von den Securities abgenommen.

Wieder und wieder werden Protestierende im Sinne der Verantwortungsdiffusion vertröstet. Auch dies muss mit Hinblick auf §63 Abs. 2 des Bundesbeamtengesetzes als Farce betitelt werden. So heißt es “, wenn das aufgetragene Verhalten die Würde des Menschen verletzt”, ist der*die Beamtin zur Niederlegung der Dienstanweisung verpflichtet. Auf den bürokratischen Duktus der Verantwortungsweitergabe, lässt sich hiermit nicht mehr berufen.

Video über den Protest. Reden in verschiedenen Sprachen. Gespräch mit Bürgermeister und der städtischen Pressesprecherin.


Red ribbons point to the violence that is taking place.

 

People from the Bamberg deportation camp called on all refugees, as well as people and organizations that stand in solidarity to take to the streets with them in order to speak out against the deportation system. Activists from other deportation camps and various anti-racist groups and self-organized initiatives joined the protest loudly. International Women Space, International Women’s Cafe, Refugee Struggle for Freedom, Deggendorf Immigrants and many more made the consequences of the deportation and Lager system visible in various speeches.

During the conclusive rally in front of Bamberg’s town hall, the protesters waited until the mayor showed up. He was confronted with the devastating conditions. In front of his eyes, one of the speakers collapsed during her speech with her child in her arms. An ambulance had to be called. The collapse of the speaker, a sign of massive stress, left the OB more or less unaffected. After all, he promised nothing more than the empty phrase that he would talk to the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF) within one week. Charmingly enough, a city bus was ordered (see last picture), which was to transport the protesters quickly back to the camp, and away from the public. Back in the deportation camp, repression continues. Repression down to the smallest detail; the whistles used on the protest are taken from everybody – including the children – by the securities.

Again and again, protesters are put off and confronted with a diffusion of responsibility. This, too, must be described as a farce with regard to §63 para. 2 of the Federal Civil Servants Act (Bundesbeamtengesetzes). It says “if the behavior ordered violates the dignity of the human being”, the officer is obliged to resign from their official instructions. It is no longer possible to point to the bureaucratic style of responsibility transfer.

Video about protest. Different speeches in different languages. Talk to mayor and pressspokeswoman from the city.


07/01/2018: Oury Jalloh – Das war Mord! Stadtrundgang gegen den rassistischen Normalzustand

Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der Polizei Dessau bei lebendigem Leibe verbrannt. Bei einem ersten Prozess im Jahre 2007 wurden die beiden angeklagten Polizeibeamten freigesprochen. Auch im nachfolgenden Revisionsverfahren wurde weiterhin darauf beharrt, Oury Jalloh hätte sich, im gefesselten Zustand auf einer feuerfesten Matratze liegend, selbst angezündet. Unabhängige, von der Initiative Oury Jalloh in Auftrag gegebene Gutachten haben dies längst als Lüge entlarvt: Woher kam das Feuerzeug? Woher kamen seine vielen Verletzungen? Warum wurde der Rauchmelder ausgeschaltet und die Gegensprechanlage leiser gedreht? Oury Jalloh wurde Opfer eines rassistisch motivierten Mordes!
 
Oury Jalloh ist jedoch kein Einzelfall. Schon 2002 starb im selben Polizeirevier der wohnungslose Mario Bichtemann – auch dieser Fall sollte unter den Teppich gekehrt werden. Doch struktureller Rassismus, sowie die Gleichgültigkeit des Staates im Angesicht des rechten Terrors sind in der BRD an der Tagesordnung. So ermordete der rechtsterroristische NSU zwischen 2000 und 2007 neun Menschen – zwei davon in München. Staat und Verfassungsschutz halfen mit – durch Verschweigen, Decken und Lügen, bis hin zum Vernichten von Akten und Unterstützen der rechten Szene durch V-Personen. Hinzu kommt, dass die letzten Jahre von Asylrechtsverschärfungen, Abschiebungen, sogenannten Integrationsgesetzen und rassistischen Kontrollen im alltäglichen Leben geprägt waren. Der Hass gegen Schwarze Menschen, Geflüchtete, jüdische Menschen und Rom*nija gehören zum deutschen Normalzustand.
 
Passend zum gesellschaftsfähigen Rassismus im Inneren, setzen die BRD und die EU auf immer aggressivere Abschottung nach außen. So sollen Geflüchtete aus afrikanischen Ländern nicht erst durch die mit Deutschland kooperierenden libyschen Milizen abgehalten werden nach Europa zu kommen, sondern schon vorher, durch eine meterhohe Grenzmauer, die mitten durch Afrika verlaufen soll. Was es bedeutet, wenn geflüchtete Menschen in diesen Ländern aufgehalten oder dorthin zurückgebracht werden, wird anhand von Libyen deutlich. Dort werden Menschen als Sklav*innen verkauft und müssen Zwangsarbeit leisten. Es drohen ihnen Misshandlungen, Vergewaltigungen und sogar der Tod.
 
Doch diese Zustände sind nicht neu. Sie basieren auf einem weltweiten kapitalistischen System, das durch militärische Einsätze und den Ausbau von Grenzanlagen gesichert wird. Schon seit vielen Jahren sterben deshalb Menschen vor europäischen Grenzen – im Mittelmeer oder in Internierungslagern, wo sie als Sklav*innen verkauft, misshandelt und ermordet werden. Sollten sie es trotzdem schaffen in ein europäisches Land zu fliehen, warten auch hier Gewalt und Ausgrenzung auf sie. Oury Jalloh und all die anderen Opfer rassistischer Gewalt führen dies deutlich vor Augen.
 
Deshalb gehen wir heute auf die Straße – gegen die rassistischen deutschen Zustände in Dessau, München und überall. Gegen rassistische Polizeigewalt. Für die Aufklärung der Todesumstände und der Vertuschung im Fall Oury Jalloh.

19/08/2017: Demo “Stop deportations! Abolish the Dublin system! Freedom of movement for all!”

Organizers: Sierra Leone United Association in Germany

We want to protest together against deportations and the Dublin-system.
They destroy human dignity. In the German asylum system and the
Dublin-System there is no freedom of movement. People are prisoners
without freedom. This life destroys the mental health of the people and
leads them into prostitution and criminal act.

Demonstration: „Stop deportations! Abolish the Dublin system! Freedom of movement for all!“

Start: 1 pm at Hauptbahnhof München

Workshops:

Start: 7 pm (place will be communicated later)

  • How to prepare my own interview? (Arrival Aid)
  • Informations about the Asylum system in Bavaria

 

Party:

Start: 10 pm (Arabellapark, address will be communicated later)

Mixed-Music from Turn Tables: Bigger Rizer DJ&Musics-Performance / Music-Performance by Maligie Kappay / DJ Tims / DJ Salman / Sierra Leone cultural dance

Event language: English / German translation possible / more translations have to be requested before // Englisch / Deutsch ist möglich / andere Sprachen müssen vorher angefragt werden

Erklärung zum Prozess gegen Anti-Abschiebe-Aktivist*innen am Amtsgericht München, 14/03/2017

Die folgende Prozesserklärung wurde am Dienstag, 14/03/2017, vor dem Amtsgericht München verlesen:

Am 25. Februar 2016 ketteten wir uns an die Eingangstüre des Kreisverwaltungsreferates. Zu diesem Zeitpunkt waren mehrere Insassen im Abschiebegefängnis in Mühldorf am Inn seit fünf Tagen im Hungerstreik. Ahmed S., Ali Z., Harun S., Abdulrahman B. und Zaki K. protestierten gegen ihre Abschiebungen und die Haftbedingungen.

Mit unserer Solidaritätsaktion forderten wir:

  • Ein Rückkehrrecht für Ahmed S. und alle anderen Abgeschobenen!
  • Die Freilassung aller in Abschiebehaft Inhaftierten!
  • Die Aussetzung der Abschiebungen der Hungerstreikenden in Mühldorf und aller anderen Abschiebungen!
  • Die Schließung der Rückführungs- und Abschiebehaftanstalten in Bamberg, Manching, Mühldorf am Inn und überall!
  • Bleiberecht für alle!

Wir wollten die Aufmerksamkeit von Politik und Medien auf den Hungerstreik im Abschiebegefängnis lenken und uns mit den Streikenden solidarisieren. Wir wollten auch die Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit der tagtäglichen Abschiebepraxis aufzeigen.

Wegen unserer Solidaritätsbekundung mit diesem Hungerstreik sitzen wir heute, fast ein Jahr später, auf der Anklagebank. Uns wird vorgeworfen: Versuchte Nötigung und Verstoß gegen das versammlungsrechtliche Vermummungsverbot.

Wir möchten zu diesen Vorwürfen zunächst erklären, dass unsere Aktion symbolisch war.

Wir wählten das KVR und die dortige Ausländerbehörde, als Symbol für alle bayerischen Ausländerbehörden, die über das Leben der Menschen entschieden hatten, die in der JVA Mühldorf protestierten.

Symbolisch war auch unsere Blockade. Es war für uns eine bewusste Entscheidung, nur eine der drei Türen des Haupteinganges des KVRs zu blockieren. Wir wollten den Personenverkehr nicht stören. Menschen, die in der Ausländerbehörde ein und aus gehen, müssen viele Wochen auf Termine warten, auf keinen Fall wollten wir Personen hindern ihre Termine wahrzunehmen. Für Besucher*innen und Personal war es immer noch möglich, das Gebäude durch zwei weitere Türen zu betreten und verlassen. Da wir nur die Außentüre blockierten, wäre es möglich gewesen die Innentüren und damit das Gebäude nach Dienstschluss komplett nach außen zu verschließen. Hätten wir eine tatsächliche Blockade des Gebäudes geplant, so hätten wir alle Türen besetzt.

Symbolisch war die Aktion auch, weil wir protestierten, um Aufmerksamkeit auf einen anderen Protest und dessen Forderungen zu lenken. Dies zeigt auch, der Kompromiss, den wir im Laufe der Aktion vorschlugen: Den Protestierenden in der JVA Mühldorf eine Pressekonferenz zuzustehen. Durch die Abschiebehaft hatten die Hungerstreikenden keine Möglichkeit mehr, Politik und Gesellschaft zu erreichen. Nicht uns selbst wollten wir in den Fokus der Medienöffentlichkeit rücken. Sondern die Protestierenden in Mühldorf. Die Gefängnisleitung unternahm alles, um die Protestierenden zu isolieren und verhinderte, dass ihre Forderungen aus den Mauern der JVA herausgetragen wurden: Besuche und Telefonate wurden irgendwann völlig unterbunden, Briefe erreichten die Gefangenen nicht.

Bei der Aktion ging es nicht um uns. Wir saßen dort in Solidarität mit den Hungerstreikenden.  Es ging eben nicht darum, uns selbst zu inszenieren. Sondern das Schweigen der Medien zu brechen und die Aufmerksamkeit nach Mühldorf zu lenken. Nicht wir selbst wollten im Fokus der Medien stehen. Um das zu verdeutlichen, trugen wir Karnevalsmasken. Es zeigt sich auch während der Aktion, dass Journalist*innen sich mehr für unser persönliches Befinden als für den Zustand der Protestierenden in Mühldorf interessierten.

So war einen Tag zuvor Ahmed S., einer der Streikenden, nach Afghanistan abgeschoben worden. Obwohl er vom Hungerstreik geschwächt war. Obwohl er bei dem Brand in seiner Zelle am Vortag verletzt wurde. Obwohl auf ihn in Afghanistan nur ein Leben in Unsicherheit und Angst wartete. Diese Unmenschlichkeit zeigt sich auch an der Geschichte von Zaki K.. Wenige Tage nach seiner Abschiebung wurde er in Kabul entführt. Wenige Wochen später explodierte neben ihm die Bombe eines Selbstmordattentäters. Um all dem zu entgehen, blieb ihnen in Gefangenschaft als letztes politisches Mittel nur ein Hungerstreik.

Die Bundesrepublik Deutschland hat die Internationale Menschenrechtskonvention ratifiziert. Dennoch wird Artikel 14, das Recht auf Asyl, hier mit Füßen getreten. Auch Artikel 15, das Recht, eine Staatsangehörigkeit zu wechseln, wird nicht geachtet. Dies zeigt die Geschichte der Menschen, die vor einem Jahr im Abschiebegefängnis hungergestreikt haben. Dies zeigen die jüngsten Massenabschiebungen nach Kabul, gegen die es breiten Gegenprotest aus vielen Teilen der deutschen Gesellschaft gab. Dies zeigt, dass wir heute hier sitzen.

Das Recht auf Asyl ist im Deutschen Grundgesetz verankert. Dennoch wird im Moment das Asylrecht immer weiter verschärft. Staaten werden zu vermeintlich sicheren Herkunftsländern erklärt. Es werden Transitzonen und Asylobergrenzen gefordert. Mit all dem wird die Aushöhlung von Rechtsstaatlichkeit auf die Spitze getrieben. Dies ist ein Angriff gegen uns alle. Daher ist Widerstand gegen Abschiebungen nicht nur legitim, sondern auch Pflicht, oder wie Bertolt Brecht sagte: „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“