07/01/2018: Oury Jalloh – Das war Mord! Stadtrundgang gegen den rassistischen Normalzustand

Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der Polizei Dessau bei lebendigem Leibe verbrannt. Bei einem ersten Prozess im Jahre 2007 wurden die beiden angeklagten Polizeibeamten freigesprochen. Auch im nachfolgenden Revisionsverfahren wurde weiterhin darauf beharrt, Oury Jalloh hätte sich, im gefesselten Zustand auf einer feuerfesten Matratze liegend, selbst angezündet. Unabhängige, von der Initiative Oury Jalloh in Auftrag gegebene Gutachten haben dies längst als Lüge entlarvt: Woher kam das Feuerzeug? Woher kamen seine vielen Verletzungen? Warum wurde der Rauchmelder ausgeschaltet und die Gegensprechanlage leiser gedreht? Oury Jalloh wurde Opfer eines rassistisch motivierten Mordes!
 
Oury Jalloh ist jedoch kein Einzelfall. Schon 2002 starb im selben Polizeirevier der wohnungslose Mario Bichtemann – auch dieser Fall sollte unter den Teppich gekehrt werden. Doch struktureller Rassismus, sowie die Gleichgültigkeit des Staates im Angesicht des rechten Terrors sind in der BRD an der Tagesordnung. So ermordete der rechtsterroristische NSU zwischen 2000 und 2007 neun Menschen – zwei davon in München. Staat und Verfassungsschutz halfen mit – durch Verschweigen, Decken und Lügen, bis hin zum Vernichten von Akten und Unterstützen der rechten Szene durch V-Personen. Hinzu kommt, dass die letzten Jahre von Asylrechtsverschärfungen, Abschiebungen, sogenannten Integrationsgesetzen und rassistischen Kontrollen im alltäglichen Leben geprägt waren. Der Hass gegen Schwarze Menschen, Geflüchtete, jüdische Menschen und Rom*nija gehören zum deutschen Normalzustand.
 
Passend zum gesellschaftsfähigen Rassismus im Inneren, setzen die BRD und die EU auf immer aggressivere Abschottung nach außen. So sollen Geflüchtete aus afrikanischen Ländern nicht erst durch die mit Deutschland kooperierenden libyschen Milizen abgehalten werden nach Europa zu kommen, sondern schon vorher, durch eine meterhohe Grenzmauer, die mitten durch Afrika verlaufen soll. Was es bedeutet, wenn geflüchtete Menschen in diesen Ländern aufgehalten oder dorthin zurückgebracht werden, wird anhand von Libyen deutlich. Dort werden Menschen als Sklav*innen verkauft und müssen Zwangsarbeit leisten. Es drohen ihnen Misshandlungen, Vergewaltigungen und sogar der Tod.
 
Doch diese Zustände sind nicht neu. Sie basieren auf einem weltweiten kapitalistischen System, das durch militärische Einsätze und den Ausbau von Grenzanlagen gesichert wird. Schon seit vielen Jahren sterben deshalb Menschen vor europäischen Grenzen – im Mittelmeer oder in Internierungslagern, wo sie als Sklav*innen verkauft, misshandelt und ermordet werden. Sollten sie es trotzdem schaffen in ein europäisches Land zu fliehen, warten auch hier Gewalt und Ausgrenzung auf sie. Oury Jalloh und all die anderen Opfer rassistischer Gewalt führen dies deutlich vor Augen.
 
Deshalb gehen wir heute auf die Straße – gegen die rassistischen deutschen Zustände in Dessau, München und überall. Gegen rassistische Polizeigewalt. Für die Aufklärung der Todesumstände und der Vertuschung im Fall Oury Jalloh.

Spendenaufruf für den Streik in Deggendorf

„So soll die ganze Welt erfahren, wie Deutschland die Einwander*innen behandelt.“

Am 15. Dezember 2017 sind 209 Menschen aus Sierra Leone im Deggendorfer Abschiebelager in einen „Streik der geschlossenen Türen“ getreten.
Auslöser des Protestes war die gewaltsame Abschiebung eines Mitbewohners am selben Tag, die in letzter Minute am Flughafen gestoppt wurde.

Der Protest richtet sich gegen (Dublin-)Abschiebungen und die rassistischen Zustände im Lager: Aus Protest verweigern die streikenden Kinder und Jugendlichen den Deutschkurs-Besuch, da ihnen der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen verwehrt ist. Die Erwachsenen verlassen die Unterkunft nicht und bestreiken die 80-Cent-Jobs.

Vonseiten der Stadt Deggendorf wird der Protest kleingeredet und lächerlich gemacht, Solidarität zeigen nur wenige Akteur*innen. Nichtsdestotrotz fand am 20. Dezember eine lang angelegte Demonstration der Streikenden durch Deggendorf statt – vorbei an all jenen Behörden, die den Menschen ohne deutsche Staatsbürger*innenschaft das Leben zur Hölle machen.

Nach der Demonstration wird der Streik definitiv weitergehen und dafür werden dringend Spenden und Unterstützung vor Ort benötigt. Bitte schaut vorbei und fragt nach, was ihr tun oder vorbeibringen könnt, und/oder lasst ein paar Euros auf u.g. Spenden-Konto. Jeder Betrag ist ein Zeichen der Solidarität!

Name: refugee strike / GLS Gemeinschaftsbank eG / IBAN: DE97 4306 0967 8211 8888 01 / Stichwort: Solidarität mit Deggendorf…UND INFORMIERT EUCH WEITERHIN AUF…

Homepages: solidarityandresistance.noblogs.org / refugeestruggle.org / nodeportation.net

Facebook: Antira MUC/ NoDeportation.Nowhere / Refugee struggle for freedom

Twitter: @refugeestruggle / @antira_muc / @_nodeportation_

„We are fed up!“ Besuch der 209 Protestierenden in Deggendorf

Als wir die Streikenden im Abschiebelager in Deggendorf besuchen, treffen wir zunächst auf eine schwer erkrankte Mutter, welche nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hat. Statt einer adäquaten medizinischen Versorgung hat sie einen Negativ-Bescheid bekommen. Ebenso erzählen zahlreiche andere Personen von verweigerten Operationen. Dabei wurde die Notwendigkeit ärztlich attestiert, das Amt lehnt die Behandlungen dennoch ab. Ein Beweisdokument findet sich anonymisiert weiter unten.

Für Viele dort ein weiteres Problem: Der Zugang zu Bildung. Jedes Kind, das sich länger als drei Monate in Deutschland aufhält ist schulpflichtig. Schulpflicht bedeutet jedoch nicht nur die Pflicht in eine öffentliche Bildungseinrichtung zu gehen, sonder auch das Recht dazu. Dieses Recht wird den Kindern und Jugendlichen im Abschiebelager Deggendorf verwehrt. Im Alter von 6 bis 20 Jahren dürfen sie lediglich einen Deutschkurs besuchen. Erwachsene können nicht mal das: Sie haben weder die Möglichkeit, Deutsch zu lernen, noch dürfen sie arbeiten.

Jede Möglichkeit zur Selbstversorgung wird den Bewohner*innen entzogen. Herdplatten und Kühlschränke sind verboten. Gleichzeitig ist es untersagt, Essen aus der Kantine für Kinder, die auch zwischendurch Hunger haben, mitzunehmen. Dreimal täglich öffnet sie ihre Türen für kurze Zeit. Außerhalb dieser Zeiten ist es Müttern nicht einmal gestattet, Milch zu erhitzen.

Ebenso wie es Essen nur zu eingeschränkten Uhrzeiten gibt, wird auch der Strom aus den Steckdosen nur zu bestimmten Tageszeiten am Wochenende angestellt.

Der Eingang zum Lager ist durch Drehkreuz und Zaun abgeriegelt und wird von einem Sicherheitsdienst überwacht.

Die medizinische Versorgung, der verwehrte Schulbesuch, die Überwachung und entzogene Selbstständigkeit – alle Umstände in dem Abschiebelager sollen den Bewohner*innen klar machen, dass sie nicht erwünscht sind. Und tatsächlich sind Abschiebungen und die Angst davor allgegenwärtig. Uns wird berichtet, dass die Polizei zweimal die Woche kommt und Menschen mitnimmt!

“We are fed up” – we, too!

 

“We are fed up!” Visit of the 209 protesters in Deggendorf

When we visit the strikers in the deportation camp in Deggendorf, we first meet a seriously ill mother, who has only a limited life expectancy. Instead of adequate medical care, she has received a negative decision. Similarly, many other people tell of denied surgeries. The requirement was attested by a doctor, but the authorities have rejected the treatment. An evidence document can be found anonymised below.

For many there another problem is the access to education. Every child living in Germany for more than three months has the duty to attend school. But this means not only the obligation to go to a public educational institution, but also the right to do so. This right is denied to the children and young people in the deportation camp Deggendorf. At the age of 6 to 20 years they are only allowed to attend a German course. Adults can not even do that: they neither have the opportunity to learn German nor are they allowed to work.

Any possibility of self-sufficiency is withdrawn from the residents. Hotplates and refrigerators are prohibited. At the same time, it is forbidden to take food from the canteen for children who are also hungry in between these time. The canteen opens the doors three times a day for a short time. Outside of these times, mothers are not even allowed to heat milk.

Just as food is only available at limited times, electricity from the sockets is only used at certain times of the day during the weekend.

The entrance to the camp is sealed off by a turnstile and fence and is monitored by a security service.

The medical care, the denied school attendance, the monitoring and deprived independence – all circumstances in the deportation camp are to make the inhabitants clear that they are not welcome. And indeed deportations and the fear of it are omnipresent. We are told that the police comes twice a week and takes people with them!

“We are fed up,” – we too!

Solidarität mit dem ‚Streik der geschlossenen Türen‘ von 209 Menschen aus Sierra Leone im Abschiebelager in Deggendorf

Am Freitag, 15. Dezember 2017 sind 209 Menschen aus Sierra Leone in dem Abschiebelager in Deggendorf in einen ‚Streik der geschlossenen Türen‘ getreten. Aus Protest verweigerten die Kinder und Jugendlichen den Schulbesuch bzw. den Besuch des Deutschkurses, da ihnen der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen verwehrt ist. Die erwachsenen Bewohner*innen verließen die Unterkunft nicht und bestreikten die 80 Cent Jobs. Am Samstag, 16. Dezember 2017 begannen sie zudem zusätzlich mit einem Hungerstreik. An dem Protest sind derzeit 44 Kinder und Jugendliche beteiligt, sowie 40 Frauen (davon 12 Schwangere) und 125 Männer. Auslöser des Protestes war die gewaltsame Abschiebung eines Menschen aus Sierra Leone am Freitagmorgen, die in letzter Minute am Flughafen gestoppt wurde.

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Statement der Streikenden aus Deggendorf

Wir sind Menschen aus Sierra Leone, die hier in Deutschland Schutz suchen, wurden aber enttäuscht statt beschützt. Und wir haben beschlossen, aus folgenden Gründen zu handeln:
Jede*r Asylbewerber*in aus Sierra Leone in Deggendorf hat negative Ergebnisse erhalten in Form von:

1. Dublin-Abschiebung
2. Ablehnung des Asylantrages
3. Ablehnung mit „offensichtlich unbegründet“

– Der nächste Punkt ist, dass wir jetzt in dem Camp für 2 Jahre statt 6 Monate bleiben müssen, ohne Schulbildung und ohne Arbeitserlaubnis.

– Sehr schlechte Unterkunftsmöglichkeiten mit 8 Personen in einem Zimmer mit schlechter Hygiene und Toiletten.

– Sehr schlechte Qualität der Nahrung.

– Abschiebung nach Italien mit schwerer Folter und ohne angemessene Vorkehrungen für die Unterbringung der Einwanderer in Italien, wodurch die Einwanderer auf der Straße leiden.

– Erzwungene Abschiebung von Schwangeren, Kindern, kranken Menschen und stillenden Müttern.

– Keine Medikamente für Einwanderer mit speziellen Krankheiten.

– Und jetzt wurde uns mitgeteilt, dass dies ein privates Lager ist und keine Journalisten zugelassen sind.

Aus diesen Gründen haben wir am 15. Dezember 2017 einen Streik der geschlossenen Türen (‚closed door strike‘) begonnen: Wir sind nicht in die Schule gegangen und morgen, am Samstag 16. Dezember und am Sonntag, 17. Dezember treten wir in den Hungerstreik. Am Montag werden wir zum Stadtrat gehen, um die Möglichkeit zu bekommen, einen friedlichen Protest in Deggendorf zu organisieren, mit Fortführung des Schul- und Hungerstreiks. So soll die ganze Welt erfahren, wie Deutschland die Einwanderer behandelt.

Solidarity with the ‘strike of closed doors’ of 209 people from Sierra Leone in the transit camp Deggendorf

On Friday, 15th of December 2017, 209 people from Sierra Leone in the transit camp in Deggendorf started a ‘strike of closed doors’. In protest, the children and young people refused to attend the German class as access to other educational institutions is denied. The adults haven’t left the accommodation and denied to work in the 80 cents jobs. On Saturday, 16th of December 2017 they started a hunger strike. The protest involves 44 children and young people, as well as 40 women (among them 12 pregnant women) and 125 men. The starting point of the protest was the violent deportation of a man from Sierra Leone on Friday morning, which was stopped in the last minute at the airport.

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Statement of striking refugees in Deggendorf

We are Sierra Leoneans seeking for protection here in Germany but have been frustrated instead of protected. And we have resolved to strike action based on the following reasons:

Every Asylum seeker from Sierra Leone in Deggendorf gets always negative results in the form of :

1. Dublin deportation
2. Rejection of asylum application
3. Asylum application is ‘invalid’

– The next point is that we now stay in a camp for 2 years instead of the initial 6 months, with no schooling, no work permit.

– Very poor accommodation facilities with 8 occupants in a room, with poor hygiene and toilet facilities.

– Very poor quality of food.

– Deportation to Italy with serious torture and no proper arrangements for reinstatement of the immigrants in Italy thereby leaving the immigrants on the street suffering.

– Forceful deportation of pregnant women, children, sick people and sucking mothers.

– No medication for immigrants for certain sickness.
And now established to us that this is a private camp and cannot allow any journalists.

On this basis we have started on 15th December 2017 a close door strike with no schooling and on Saturday 16th December and Sunday 17th December hunger strike and on Monday, we will be going to city council to get clearances to have a peaceful protest accross Deggendorf with continuation of no schooling and hunger strike.
This is to let the whole world know how Germany is treating the immigrants.

Schlachten beenden heißt Solidarität global denken

Das Beenden von Schlachten bedeutet deutlich weniger Land Grabbing, weniger Dumpinglöhne für Arbeiter*innen, weniger Wasserverbrauch, weniger Billigst-Export durch Massentierhaltung, der die lokalen Märkte zerstört, sowie weniger Bodenverunreinigung. Denn:

Der Ressourcenverbrauch für die Fleischproduktion ist enorm. Es bedarf 12kg Soja als Futter, um 1kg Fleisch zu generieren. 1kg Rindfleisch sind rund 15.500 Liter Wasser. 1 Kilogramm Kohl benötigt im Gegensatz dazu nur rund 200 Liter Wasser.

Land Grabbing ist nicht nur Raub von Land, sondern geht auch einher mit Rodung von Wäldern, Aufbrauchen knapper Wasserressourcen und einer Einschränkung von Frauen*rechten. Viele weiblich gelesene Personen erledigen den Haushalt und versorgen ihre Familie mittels Subsistenzwirtschaft, welche wegfällt, wenn ihnen ihr Land genommen wird. Durch die Entziehung ihrer Lebensgrundlage verlieren Frauen* ihre (partielle) Unabhängigkeit. Sobald die Monokulturen der Großkonzerne aus China, Südkorea, Golfstaaten, Japan, USA oder Europa entstehen, werden vor allem die männlich gelesenen Menschen vor Ort zu schlechtesten Arbeitsbedingungen auf die Felder geholt. Frauen* sind dadurch erneut von Männern*abhängig. Die massenhafte Fleischproduktion in den Industriestaaten beruht auf massivem Futtermittelanbau im Globalen Süden, dieser beruht auf massenhafter Ausbeutung, welche sich auch auf Rassismus, Sexismus und Klassismus stützt. Besonders betroffen von dem Landraub sind daher Menschen in Angola, Äthiopien, Indonesien, Kambodscha, Kenia, Kongo, Laos, Madagaskar, Mali, Mongolei, Mosambik, Sambia, (Süd-) Sudan, Tansania, Uganda und die Philippinen sowie Myanmar. Vergleichbares ist aber auch in Brasilien, Kolumbien, Rumänien, Russland und in der Ukraine zu beobachten.

Nicht nur weit entfernt, auch in unmittelbarer Nähe ist die Schlachtindustrie Mitverursacher*in von Problemen. EU-Migrant*innen werden beispielsweise bei PHW (bekannt unter Wiesenhof) mittels Unterfirmenverträgen unter Mindestlohn dort angestellt, wo sich die Hände noch blutig gemacht werden müssen. Vorwiegend Männer* in der Schlachtung, Frauen* in der Verpackung. Mit falschen Versprechungen werden Menschen aus Rumänien, Bulgarien und Polen nach Deutschland gelockt. Hier erwarten sie unbezahlte Überstunden und Dumpinglöhne. Auf Grund der schlechten Entlohnung und des rassistischen Wohnungsmarktes müssen die Arbeiter*innen meist in Schichtbetten in Lagern und Containern, oder in besonders beschissenen Umständen, im Wald übernachten.

Im Rahmen der G20 Afrika-Europa-Partnerschaftskonferenz wurde die weitere Destabilisierung der lokalen Märke in z.B. Mali oder Senegal durch Billigfleisch-Import aus der EU beschlossen. Lokale Kleinbäuer*innen können nicht mit der besonders günstigen Massenware mithalten. Existenzen gehen so zu Grunde. Das also versteht sich unter der sogenannten „Entwicklungshilfe“ und „Bekämpfung von Fluchtursachen“. Wir nennen es postkoloniale Rhetorik.

Die globalen Verstrickungen sind enorm. Ein in Deutschland geschlachtetes Huhn, ist weitaus mehr als die Schlachtung dieses Tieres. In einer weltweiten Verschränkung von Unterdrückung, ist es entscheidend Kämpfe zusammenzudenken und sich solidarisch zu unterstützen, anstatt sich in Partikularinteressen zu vereinzeln. Der Kampf gegen Mastanlagen und Schlachtfabriken ist mehr als die Befreiung von Tieren. Im Kampf gegen industrielle Tierausbeutung wird für globale Gerechtigkeit und eine andere Welt gekämpft.

Schlachten beenden heißt Solidarität global denken.

19/08/2017: Demo “Stop deportations! Abolish the Dublin system! Freedom of movement for all!”

Organizers: Sierra Leone United Association in Germany

We want to protest together against deportations and the Dublin-system.
They destroy human dignity. In the German asylum system and the
Dublin-System there is no freedom of movement. People are prisoners
without freedom. This life destroys the mental health of the people and
leads them into prostitution and criminal act.

Demonstration: „Stop deportations! Abolish the Dublin system! Freedom of movement for all!“

Start: 1 pm at Hauptbahnhof München

Workshops:

Start: 7 pm (place will be communicated later)

  • How to prepare my own interview? (Arrival Aid)
  • Informations about the Asylum system in Bavaria

 

Party:

Start: 10 pm (Arabellapark, address will be communicated later)

Mixed-Music from Turn Tables: Bigger Rizer DJ&Musics-Performance / Music-Performance by Maligie Kappay / DJ Tims / DJ Salman / Sierra Leone cultural dance

Event language: English / German translation possible / more translations have to be requested before // Englisch / Deutsch ist möglich / andere Sprachen müssen vorher angefragt werden

Stop-Deportation-Workshop: Solidarität muss praktisch werden! Sand ins Getriebe der Abschiebemaschinerie!

Tagtäglich kämpfen Menschen gegen ihre Abschiebungen. Der deutsche Staat reißt Menschen aus ihren Leben und Freundeskreisen und bringt sie gewaltsam in europäische Länder oder in ihre Herkunftsländer zurück, wo sie schwierigen und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt sind. Die Angst vor Abschiebung zerstört die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen und treibt sie bis in den Suizid. Was auf der persönlichen Ebene ein Drama ist, ist auf der politischen Ebene eine Fortführung von rassistisch-kolonialen Praktiken.

Durch das Asyl- und Aufenthaltsrecht, macht der Staat Abschiebungen zu individuellen und privaten Problem von Menschen ohne Staatsbürger*innenschaft. Unzählige Briefe in unverständlichem Bürokratendeutsch erschweren den Prozess um Aufenthaltstitel. Dem müssen wir uns entgegenstellen – der Kampf gegen Abschiebungen ist ein Kampf, der uns alle betrifft und der kollektiv geführt werden muss.

Oft gibt es noch viele Möglichkeiten, um Abschiebung zu verhindern. Dazu sind viele Schritte nötig, wie Briefe übersetzen, Leute zu Behörden begleiten oder einfach nur einen Schlafplatz für Menschen organisieren, die in ihrem Lager nicht mehr sicher sind. Meistens sind es kleine Dinge, die getan werden müssen um etwas zu ändern. Wir sehen diese Aufgaben als praktische Solidarität und politische Arbeit gegen das rassistische Grenzregime. Denn jede verhinderte Abschiebung ist ein Riss in den Mauern der Festung Europa und ein wenig Sand im Getriebe der Abschiebemaschinerie!

Für diese Arbeit ist kein Wissen über Asylrecht nötig! Kommt am Donnerstag, 27. April 2017 um 19 Uhr in den Infoladen (Thalkirchner Str. 104). Das Treffen soll ein Versuch sein, Stop-Deportation-Strukturen in München zu starten und gemeinsam aktiv zu werden gegen das rassistische Grenzregime.

“This is the voice of freedom” – Interview with Zaki

In February 2016, refugees protested against their planned deportations with a hunger strike in the deportation prison in Mühldorf am Inn (Bavaria). After the fire in one of the cells, the prison authorities answered with banning visits and mails. The following day, one of the inmates was deported to Afghanistan despite to the injuries caused by the fire. The foreign office (Ausländerbehörde) in Munich was blocked in solidarity with the protest for several hours. After three weeks of hunger strike, Zaki K. was deported as the last of the strikers against his will with Air India from Frankfurt to Kabul. Because of the solidarity action three activists were on trial on the 14th of March 2017. Read here their process declaration (German). The interview with Zaki was conducted before the trial.

Hello Zaki. Last year you were involved in the hungerstrike in the deportation prison in Mühldorf and got deported after a long struggle. This week is the court hearing because of a solidarity action, which took place during your protest. We thought it is a good possibility to speak with you again.

Yes, I have a lot to say, but who will listen to these things? When I was in Germany, I saw the truth. What the police did with me, they cannot deny that, because I have proofs. How the German police, the German lawmakers, how they lie to people, how they cheat the asylum people. Inacceptable things happened in 2016. With a white paper in the pocket they deported me.

What do you mean with white paper? Do you mean they deported you without any legal ground?

Yes, a fake paper. When I was on hungerstrike, they deported me. The time they came, my lawyer was not working, lunchtime. Six guards came, pushed me by force out, took me out. They just showed me a pocket and said: „All your papers came from the court in Nürnberg. Just take your things and when you are in the car, you can read the papers.“ I took my things, went in the police car, we started driving to Frankfurt and I asked again to see the papers from court. They said „Later, at the airport“. At the airport I told them again to give me my papers. They refused again. Later when I was able to open that pocket I saw that there were some papers of my marriage legalisation, but mainly white papers! I was shocked. What? That policeman? That Landratsamt? They are cheating me so bad? They must be ashame of what they did with me. I still have this pocket with me. One day I will write a story about it. About how Germany is talking so much, and cheating me.

The deportation was around 10 months ago. Can you tell us what has happened in the last months and in your first days and weeks back in Afghanistan?

The Landratsamt in Tirschenreuth decided to deport me without any reason. My papers for the marriage were at the Standesamt and two years they told me „tomorrow, tomorrow“. And then in the end, they told me that because I am a Muslim I am not allowed to marry. They requested more and more papers. I gave them all the papers, all the documents. There was one person working there, saying „I will be the person, who is sending you back to Afghanistan.“ Even two years before, he told me „I will send you back.“. In the end they took my passport, called the police and  they took me. Before in the court they were saying, „You just want to marry to stay in Europe.“ Hey, about what they were talking? I am having children in Norway! I was twenty years in Europe!

They deported me from Frankfurt to Afghanistan. The German police was working at the airport in Kabul – they sold me to Afghanistan. When I got out of the airport I had nobody to go to, no family. A country full of war. I was going to hell. I wasn‘t able to find somebody. I found a place to stay for a couple of days in Kabul. I was so scared and also ill from the hugerstrike. I had so many problems in my body, with my knee, with my back, allergies.

Soon in Afghanistan I was kidnapped! They asked for money, but I had nothing. It happened even close to a military base, where they have so many cameras. Then there was a big suicide bombing, when they attacked a military base in Kabul. I was injured from that. I was in hospital because of my leg. Then I applied for a visa in Turkey and went there, after five, four months. It was too difficult to live in this place. I love my country, but there is war.

I experienced this three times! When they deported me for the first time from Europe to Afghanistan, I was kidnapped. My father was the vice president of Afghanistan in the past. In 2011 I opened a small shop and again I was kidnapped. I payed 24.000 Dollar to be released. In Afghanistan so many people don‘t have work so they work with so many diffrent groups. They can threaten you to take your money and empty your pockets. This is not a joke, not a story to tell. When I was deported to Afghanistan, the Taliban told me: „You come from Europe, so you have money.“ But I swear, I had nothing. They just pushed me on the street and said, „You work for Germany“. So I told myself that I cannot live in this country anymore, I had to leave again. Three times they did this with me, they came in the night, took me and took everything from me.

And if Germany is sending me back to Afghanistan, I think, they support them. Because they know the situation of our country. European gouvernments pay money to Afghanistan. For this money, they have to take back their citizens. But we need your help, not your money. We don‘t tell you to come to Afghanistan and help us. We don‘t need your police to teach us! You can help us to make streets, to make schools.  Help us to fight against those, who are destroying our country. This is not a war because of religion, but it is a war because of petrol, a war of oil, a war of soil. We grew up with the war. It makes up everything of our history. Everywhere terrorist attacks. Christians, Muslims, Jews are killed in the name of Islam.

Now I am in Turkey, I work, I have everything, I live in a beautiful city. In Germany I was not allowed to go to school, they put me at some remote place and I was not allowed to move 20 km outside. I was staying in Tirschenreuth, my lawyer in Munich. That‘s 4,5 hours travelling. How can I reach him? When I got back, there was no bus anymore.

In the middle of December there was a mass deportation to Afghanistan and there are negotiations about a new contract between Afghanistan and Germany so that it will be more easy to deport people. What do you think about that?

Asylum seekers never got any chance. Every month you have to decide, whether you spend your money for a lawyer or for food. And then often, as it was in my case, the lawyer is not working for you. I called him thousand times, and he was not answering. Because he knows that I am an asylum seeker and that he can do that with me.

The court, the Landratsamt, they just didn‘t wanted to listen, what kind of problem people have in Afghanistan. They think they are better than you. How can we believe that Germany has good laws? It‘s true, Germany has good laws, a good economy, but only for themselves. If Germany is sending so many people back, everybody will say about Germany that it is so bad. The other part of Afghanistan, the Taliban, they will enjoy that. They say, „See, this is Europe.“ And young boys get brainwashed, join the war against the NATO and become suicide bombers. Why do they send so many Afghan people back? The young generation will not forget this. I don‘t think it is good if people hate Germany. Why has this terrorist attack happened before Christmas in Berlin? Why? It is the mistakes of the lawmakers!

Germany makes many enemies for themselves. People just want to start a new life.  They don‘t think, that they will take social money, when they go to Germany. This is what people in Germany think: „We give them everything from our pockets.“ How you give us something from your pockets? If in 2016 Germany took half a million asylum seekers – in Turkey there were ten millions asylum seekers!

We are human beings. The fingers of my hand are the same size as yours. We can learn from each other something. If you have water, share a little of your water. If you have knowledge, teach people, let them learn. I lived in so many countries. Iran, Turkey, Bulgaria, Greece, Germany, Sweden, Norway and I learned from everywhere something.

Looking back on the hungerstrike in Mühldorf last year – how do you see the protest now?

The authorities in Mühldorf, they didn‘t want to help. The boss of the Muehldorf prison, he was living in Afghanistan two years. Many of them had been in Afghanistan. He told me: „Your country is very good, why you don‘t go back?“ I said: „You have been there only to do your job. You have been in secure military bases, not outside. If you went outside, you went with your soldiers.“ The police of Mühldorf, they are sick people. They have wrong information about asylum people. And in the Bundesamt, there are also working sick people.

In Mühldorf, we were treated you so bad. I saw people in prison who had serious problems with their teeth. They asked for a doctor, but the guards denied to call one. They said, he has to wait untill Monday. They just give you food, nobody wants to eat. If you complain, they say: „you are not coming to a hotel, this is not your father‘s house. Why are you coming here?“ I was thinking about what has happened with the Jews in the past in Germany and thought „Hey, these prison guards are really Nazis.“ I had another picture of Germany before. I thought they respect people. I was ready to give my heart to the people of Germany. I never wanted to committ any crime.

Are you still in contact to other hungerstrikers?

Yes, to Ahmad, who wanted to kill himself. When I was in Mühldorf, so many people wanted to kill themselves, to hang themselves. They didn‘t want to let news come out of Mühldorf. Another  person, after 30 years, they wanted to send him back. He is from Serbia. He has children here. 30 years he was here! He cut his arms. One day I woke up, I saw the blood on the ground. I turned the light on and saw that he is bleeding. I asked him later: „Brother, why do you want to die?“ He said, „If they send me back, after 30 years here, it is a new country for me.“ How can you give a person so much pain? Is this a dangerous person for Germany?

This is the voice of freedom. I don‘t want to be scared of any politician, of nobody. This is for all people around the world, Jews, Muslims, all people, who love freedom. Freedom is not just for Afghanistan, or Norway, of Germany. Freedom must be for all. All around the world. Not just for one country. I respect myself, so I respect everybody. But these people, maybe they don‘t respect themselves, because they are cheaters, liars, only talking about freedom. What does  freedom mean? Democracy? What is happening in the name of democracy? They are just using this name.

People have a lot of pain, they lost theirs lives. They don‘t want to remember, to see the cities and remember the friends they lost. When I see the schools in Afghanistan, I have to remember the bombings, how my school friend died. So dirty things happen. But they don‘t let us explain our lives. If you want to sell us to a country, sell. If you want to buy a country like this, do it, but 130 years before, the United Kingdom came to Afghanistan. They take everything, we beat them, they went to Pakistan. Who came next? So many others. Then Russia came, then NATO. We, the people, have nothing to do with politics. Me, personally, I don‘t want to listen to the stupid politicians. It is not, that if they offer you money, you can just go back. I want to live free. I want to live with every religion. I am a Jew, I am a Muslim, I am a Christian, I am a Buddhist. I don‘t want anybody to be scared to say what their religion is. The religion is not doing something bad, the people are making something bad, in the name of religion.

How is the situation now of your wife and children in Norway?

Last week my son had birthday and everytime he is telling me: „Father I love you so much, I miss you so much, I don‘t know why you don‘t come. When will you come?“ He is ten years now, when he was six, he told me the same things. The court didn‘t listen to us. How can I trust a court anymore? How can I trust the police anymore? We want to be together, we are a family.

Are you still trying to legalise your marriage?

Yes, but the problem is that my wife is working 30 percent, because she cannot work more. My children are born in Norway. According to the law of human rights, you are not allowed to seperate families. But I know, that we don‘t get our rights because we are Muslims. And the European people don‘t like Muslims, they hate them. It‘s not like before, a free Europe. This is the new Europe. They put in the minds of the young people: „Muslims are bad.“

What is your hope for the future?

If I look at the situation, I have zero hope for the future. Europe is talking nice about human rights. Everytime they are talking about human rights in other countries, but they themselves are the bosses of cheaters. You can make a hungerstrike thousand times and you will become sick. Why is there is a prison for asylum people? Why are they in the prison? Because they ran from war!

I read about history and the Nazi times in Germany.. You understand, how this was possible.
Our situation in Germany comes out what has happened in the past. It did not end in German society. They don‘t want to burn us in the oven, but they want to burn us in another way.

In the end, what you want to tell the German authorities?

I want to tell the German lawmakers, that with this kind of deportations you cannot solve the problem. They will hate Germany. If you don‘t listen to people, they explode at some point.

It is coming back to you, if Millions of people hate you. Why they don‘t send the doctors back to Afhanistan? Why not the ingenieurs? They accept them, but they send the normal people back. They need doctors and ingeniurs, they don‘t need us.

I love Germany, not because of the money or the social benefits. I have a lot of respect, even if they push me in the danger, I still want to thank the good people there and for the time I spend there.